Am Freitag, den 22. März durften sich zwei Klassen der Realschule Waldkraiburg für einen Vormittag wie „die Großkopferten” im Maximilianeum zu München fühlen. Der Plenarsaal wurde kurzerhand aus der Landeshauptstadt über den Weißwurst-Äquator nach Waldkraiburg – genauer gesagt – in das Schultheater verlegt. Wo sonst Theateraufführung zu sehen sind, Fortbildungen oder Lehrerkonferenzen abgehalten werden, agierten nun aufstrebende Landespolitiker.
Hinter der Verlegung der Landeshauptstadt nach Oberbayern-Ost steckt die Idee mit Hilfe einer auf einen Tag begrenzten „Verlegung” den Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangsstufe das im Gesellschafts- und Politikunterricht manchmal etwas theoretische Thema „Bayerischer Landtag – Gesetzgebungsverfahren” spielerisch näher zu bringen.
Bereits seit 2006 profitieren Schüler jeder Schulart von diesem Planspiel, das der Bayerische Landtag in Kooperation mit der Forschungsgruppe Jugend und Europa ins Leben gerufen hat. Die größte Herausforderung und Bedingung für das Gelingen ist dabei die Konzentration aufs Wesentliche: Dazu werden den Lernenden zunächst die Rahmenbedingungen der Arbeit am Landtag näher gebracht. Im Anschluss teilen sich die Schüler auf die verschiedenen Fraktionen auf und werden mit einem realistischen Szenario konfrontiert. Dabei ging es im aktuellen Fall um das Thema „Integration von Flüchtlingen“, das im „echten“ Bayerischen Landtag oftmals Diskussionsgrundlage im Ausschuss für Soziales ist.
Die Schülergruppen konnten sich gut mit dem Thema anfreunden und es fiel daher leicht gegensätzliche Interessen zu vertreten und auch unter Zeitdruck zu einem Ergebnis zu kommen. Trotz der notwendigen Vorgaben (zeitliche Begrenzung, Ausgangskonstellation, Parteilinie, Spielregeln) genossen „die Abgeordneten“ bei der Ausgestaltung völlige Freiheit und es zeigte sich, dass vielen Schülerinnen und Schüler diese Arbeitsbedingungen sehr zusagten und am Ende eine Menge einfallsreicher und produktiver Ergebnisse vorgebracht werden konnten.
Schülerorientierter und lebensnaher kann Politikunterricht nicht sein! Nach der Besprechung in Fraktionssitzungen wurden während der Plenarsitzung die verschiedenen Positionen in heftigen Diskussionen verhandelt. In leidenschaftlichen Reden arbeiteten sich die Parlamentarier aneinander ab. Schließlich konnte im Sinne der Demokratie ein Kompromiss gefunden werden. Also, ein rundum gelungenes Planspiel, das gezeigt hat, dass das vermeintlich theoretische Thema „Gesetzgebung“ auf andere Weise erarbeitet werden kann und damit interessant und lehrreich ist.